1986, während eines Japanaufenthaltes zum Studium der Kimono-Anfertigung, fand ich ersten intensiven Kontakt zu Papiermachern. Ich lernte Vielfalt und Faszination eines Materials kennen, dessen Existenz und Benutzung eher unbeachtete Alltagsselbstverständlichkeit für mich war.
Bis dahin entwarf und fertigte ich kleine, exklusive Kleiderkollektionen.
Mit Erstaunen stellte ich fest, dass alle mir vertrauten Materialien wie Baumwolle, Seide, Leinen, Flachs und Hanf auch von den Papiermachern als Rohstoffe verwendet werden. Ich begann eigene, bescheidene Experimente in der Papierherstellung, arbeitete bei Papiermachern in Europa und Asien, um mehr über Nutzung und Bearbeitung von Pflanzenfasern aller Art zu erfahren.
Als logische Fortführung meiner Beschäftigung mit dem Handschöpfen von Papier erlernte ich japanische und europäische Formen des Buchbindens.
Seit 1992 arbeite ich ausschließlich mit Papier, was nach und nach in beiden Fällen vom streng Handwerklichen zur Lust am Experiment führte. Es entstehen Buchobjekte, Collagen, zwei- und dreidimensionale Arbeiten.
Ich zerlege, zerschneide Bücher, Schriften und Dokumente. Die Schnittkanten weisen durch die Druckerschwärze, die in Millimeterbruchteilen in das Papier beim Druck eindringt, Muster und Strukturen auf. Das Schneidewerkzeug verleiht ihnen zusätzlich Schraffuren.
Beim erneuten Zusammensetzen der Buchteile nutze ich diese „Zufälle“ für einen neuen Zusammenhang. Ebenso „zufällig“ werden Textfragmente sichtbar.
So verfremdet, neu geformt und gestaltet möchte ich dem Betrachter einen spannenden und verblüffenden Kontrast zu dem schaffen, was er sonst gewohnheitsmäßig in Buchhandlung und Bücherregal vorfindet.